Quo vadis Energiewende? v.14.5.22

 

In den Cuxhavener Nachrichten vom 5. und 13. Mai 2022 wird das Thema Wasserstoffproduktion behandelt. In Cuxhaven soll eine Anlage entstehen, die erst mit 2, dann im Endausbau bis zu 20 Megawatt aus Strom Wasserstoff erzeugen kann. Die Hälfte der Baukosten trägt Land und Bund. Wieviel kg das sein könnte, wird nicht genannt. Der Strom kommt mutmaßlich von den Offshore-Windkraftanlagen. Das ist grundsätzlich – vor allem für Cuxhaven- eine gute Sache. Natürlich macht es nur dann Sinn, wenn es sich um Strom aus Photovoltaik und Windkraft handelt, der wegen Überkapazität nicht vom Netz aufgenommen werden kann, also sonst überflüssig ist. Wie die Zusammenführung der Netze dieses Stroms für die Erzeugung von Wasserstoff erfolgen soll, hat sich mir noch nicht erschlossen. Bislang erhalten die Erzeuger für den wegen Abschaltung der Windanlagen nicht erzeugten, also überflüssigen Strom ca. 150 Mio Euro jährlich allein für den Bereich des Landes Niedersachsen vom Verbraucher, bzw. demnächst vom Steuerzahler.

Nach dem Bericht vom 13.5. wird seitens der Offshore-Windpark-Interessenten argumentiert, dass die Erzeugung von Wasserstoff direkt auf See wesentlich kostengünstiger sei, als wenn man erst den Strom zum Festland führen muss. Eine technische und finanzielle Herausforderung. In 13 Jahren sollen dann eine Million Tonnen grüner Wasserstoff erzeugt werden können, vorausgesetzt es werden die Windkraftanlagen auf See entsprechend ausgebaut; sprich vervielfacht. Nun klingt eine Millionen Tonnen viel, aber benötigt wird das 17fache, wenn man den Kraftstoffverbrauch Deutschlands von 50 Millionen Tonnen jährlich zugrundelegt(Verhältnis 1:3). Fördergelder in Zig-Milliarden Höhe werden wohl vonnöten sein.

Die Lobbyisten sind sich in der Frage der Förderung ihrer Aktivitäten durch den Staat einig: Es geht Ihnen hauptsächlich um die Abschöpfung der Subventionen. So hat der dänische Vertreter des Offshore-Marktführers Orstedt vor kurzem in einem Interview den Bund kritisiert, dass die bisherige Regelung für Deutschland weggefallen ist, dass Windparkanlagen beschränkt wurden, weil die Leitungen an Land nicht entsprechend schnell gebaut wurden. Denn dann wären wir jetzt schon weiter, wie er bemerkte. D.h. er wollte weiterhin die hohen Einspeisevergütungen kassieren, auch wenn der Strom gar nicht abgenommen werden kann.

Das gleiche mit dem Biosprit-Vertreter, der den Frevel, hochsubventioniertes Rapsöl dem Benzin zuzusetzen und Biosprit zu erzeugen vehement verteidigte. Das gleiche gilt auch für die Biogasanlagen, die das Lebensmittel Mais zu Gas vergären, damit mit Motoren Strom erzeugen und diesen Strom dann hochsubventioniert in das Netz einspeisen.

Cuxhaven bekommt jetzt ein Holzkraftwerk das Wärme liefern will und außerdem über Motoren subventionierten Strom in das Netz einspeist. Bauherr ist hier eine schweizer Investmentgesellschaft. Da die Holzverbrennung angeblich CO²-neutral sei, wird sie natürlich gefördert. Inwieweit bereits die Investition mit Millionenbeträgen gefördert wird, entzieht sich meiner Kenntnis; jedoch kann man davon ausgehen. Das sich das Ganze rechnet, dürfte klar sein.

Aber wir haben ja offensichtlich genug Energie, dass wir auf die sichersten noch laufenden drei Atomkraftwerke verzichten können. Als Spitze werden auch noch für jeweils eine Mrd. Euro die abgestellten Meiler abgebrochen, anstatt sie einfach stehen  zu lassen.

Das sind so einige Fakten aus dem Bereich des Energiewandels in Deutschland. Den Menschen glauben, dass wir alles im Griff haben und die Regierenden unsere Interessen schon vertreten werden. Das zeigen die Umfragewerte. Ich habe da eine andere Wahrnehmung.

Ideologie trifft auf Wirklichkeit.

 

Manfred Kuras