An den Stern v. 4.10 2014

Sehr geehrter Herr Jörges,

im letzten Stern vom 3. Oktober haben Sie sich dafür eingesetzt, dass die Gräber von Sinti und Roma, die nicht mehr gepflegt werden, nunmehr besonderen Schutz genießen und durch den Staat auf Dauer unterhalten werden sollen. Immer im Rückblick auf die NS-Zeit.

Das Grab meiner Eltern in Leer, fern der Heimat Schlesien, haben meine Geschwister und ich – selbst schon 74 – nach gut 20 Jahren aufgegeben, weil alle woanders wohnen. Auch die Beisetzungskultur in Deutschland hat sich doch in letzter Zeit sehr gewandelt, weil die Kinder – so denn welche vorhanden sind- meistens wegziehen und man auch vermehrt dazu übergeht, sich anonym beerdigen zu lassen.

Für Sinti und Roma ist in Berlin schon eine würdige Gedenkstätte vorhanden und Sie wollen nun wieder ein neues Fass aufmachen?

Ich muss mich fragen, was damit bezweckt wird. Es ist offenbar immer noch wohlfeil, dem Schuldkult immer neue Facetten hinzuzufügen. In diesem Fall muss ich vermuten, dass damit die Deutschen den Zuzug von Sinti und Roma aus Rumänien und Bulgarien – im Spiegel mehrfach abgehandelt – klaglos und riesignativ über sich ergehen lassen sollen. Wer sich dagegen ausspricht, den trifft die „Kampf-gegen-Rechts-Keule“.

Man soll nicht so tun, als wenn es sich um einen ganz normalen mitteleuropäischen Menschenschlag handeln, sondern den Tatsachen ins Auge sehen.

Bei einem Abschiebeverfahren vor einigen Jahren habe ich schon mal in einem Leserbrief zur allgemeinen Situation dieser Menschen Stellung bezogen, den ich Ihnen nicht vorbehalten will; vielleicht überdenden Sie ja Ihre Haltung noch mal:

„Die schlechte Lebenssituation der S+R (Sinti und Roma) aus dem Balkan ist wohl aus ihrer Lebensweise und Kultur erklärlich. Wie aus einer Studie zum EU-Arbeitsmarkt für S+R hervorgeht, sind die Schwierigkeiten vor allem die verbreitete Nichtalphabetisierung (keine Schreib- oder Lesefähigkeit), Nichtteilnahme oder Abbruch der Schule durch frühe Heirat und Schwangerschaft sowie fehlende Qualifikation. Ein Beitrag der Süddeutschen Zeitung vom 31.8. 2009, zu lesen auf der Internetseite http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/549/485969/text/ zeigt an einem Beispiel in Kiel auf, dass viele der 60.000 deutschen Sinti und Roma, die seit Jahrhunderten hier in Sippen leben, handeln und denken: Viele habe nie richtig schreiben und lesen gelernt, denn bis heute gehen ihre Kinder nicht regelmäßig zur Schule. Viele Erwachsene hätten sich auf ein Leben mit staatlichen Transferleistungen eingerichtet. Sie scheuen die Anpassung an die deutsche Mehrheitsgesellschaft, wie sie es nennen. Fazit: Sie haben sich also nach Jahrhunderten noch nicht integriert; und trotzdem meinen gutherzige und unwissende Deutschen, die die Meinungsführerschaft für sich beanspruchen, dass Roma und Sinti aus Südosteuropa nunmehr besonders segensreich für Deutschland sein werden.“

 

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