Thema Ökostrom vom 22.10.2010

Sehr geehrte Damen und Herren,

„Ökoboom macht Strom teurer“ so lautet die Überschrift über den Leitartikel vom 16.10. Er beschreibt, daß die Branche den Normalhaushalt mit ca. 150 € jährlichen Stromkosten zusätzlich belastet. Das wird sich in den nächsten Jahren so fortsetzen. Es muß Energie gespart werden nach dem Motto: Koste es, was es wolle. Die Öko-Lobby ist sehr stark, und wer von den Politikern will schon gegen Öko sein? Damit eins klar ist, auch ich bin für Energieeinsparung, CO²-Reduzierung und regenerative Energieerzeugung, aber alles mit Augenmaß.

Was derzeit auf diesem Gebiet los ist, hat mit Ökologie wenig, aber mit Ökonomie und Ideologie viel zu tun:

  • Am gravierensten ist die Förderung der Photovoltaik, die eine für 20 Jahren sichere Einspeisungsvergütung von ca. 40 Cent /kwh zusagt, das dem 8fachen des Einkaufpreises von Strom auf dem Markt entspricht – eine völlige Ãœberförderung, die den Produzenten und Einspeisern satte Gewinne ohne jedes Risiko garantiert, und das in dem nicht gerade mit Sonne verwöhnten Deutschland. Für die Montage der hässlichen blauen Quadrate auf den Dächern einer Einfamilienhaussiedlung braucht man auch keine Baugenehmigung, wie dies normalerweise der Fall wäre. Gute Rendite und nicht das Umweltbewußtsein sind hier die Motive.

  • Bei der Windenergie ist die Einspeisungsvergütung zwar nur das Dreifache des normalen Einkaufspreises, aber die Ausnutzung  des erzeugten Stroms durch Zurückfahren der Grundversorgungskraftwerke (Kernkraft und Kohle) ist problematisch, sodaß trotz bezahlter Abnahme der Windenergie diese teilweise schon ins Ausland verschenkt worden ist. Auch hier wäre ein Abarbeiten der Problematik vor einem schnellen Ausbau sinnvoll, aber da die Einspeisungsvergütung auch ohne Bedarf vom Kunden bezahlt werden muß, hat man hier wenigÄnderungsanreiz. Den Stromversorgern ist dies egal, weil sie die Kosten auf den Kunden abwälzen können.

  • Die dezentrale Kraft-Wärmekopplung (Motoren zur Stromerzeugung, deren Abwärme zur Heizung und Warmwassererzeugung genutzt werden kann), die eine wirkungsvolle Energieeinsparung mit dem höchsten Wirkungsgrad ermöglicht, wird hingegen stiefmütterlich behandelt und muß mit einer Einspeisungsvergütung auskommen, die dem Marktpreis von ca. 5 Cent/kwh entspricht. Hier haben die Politiker den Strommonopolisten entsprochen, die kein Interesse an dieser Entwicklung haben, weil sie über diese vielen kleinen Anlagen nicht die totale Kontrolle ausüben können. Wenn hier mehr gefördert würde, könnten die Klimaziele eher erreicht und die Energieprobleme leichter zu bewältigen sein.

  • Die Förderung von Bio-Diesel und Bio-Gasanlagen sind aus meiner Sicht ein Frevel an der Natur, denn es werden hier Lebensmittel zu Energie umgewandelt. Einhergehen die Ãœberdüngung und Landschaftszerstörung durch Monokulturen. Erschreckend zu sehen, wie hier die Maisfelder unsere schöne Landschaft in ein tristes Einerlei verwandeln. In Indonesien werden die Urwälder gerodet, damit von den dort angepflanzten Palmen das Öl an deutsche Raffinerien geliefert werden können, um „Öko-Diesel“ zu pantschen. Da dies auch noch steuerlich subventioniert wird, fehlt uns das Geld für die Straßeninstandsetzung.

  • Mit der Angst lassen sich gute Geschäfte machen! Wir haben die besten und sichersten Atomkraftwerke der Welt. Schweden hat seine Rückkehr zur Kernkraft erklärt und China plant 20 neue AKW`e. Aber wir wollen unsere möglichst sofort abschalten. Eine riesige Vernichtung von Volksvermögen! AKWé sind CO²-frei. Wir sollten sie solange wie nötig am Netz lassen – natürlich mit höchsten Sicherheitsstandart! So könnten wir uns den Bau neuer CO²- Kohlekraftwerke sparen, was weitaus sinnvoller ist und uns sonst in noch größere Abhängigkeit von den Lieferländern z.B. Indonesien und Australien bringt. Die AKW-Gegner finden sich natürlich geflissentlich auch bei denen, die gegen neue Kohlekraftwerke sind; das versteht sich von selbst! Sie argumentieren hauptsächlich auch mit Hinweis auf die fehlende Entsorgung des radioaktiven Abfalls um gleichzeitig natürlich ein noch so sicheres Endlager zu torpedieren! Populistische Politiker, wenn sie denn gerade in der Opposition sind, eilen schnell herbei, um nach Stimmen zu fischen.

Die Politiker sollten sich an ihre Versprechen erinnern, daß sie dem Gesamtwohl des deutschen Volkes zu dienen haben und können sich nicht damit herausreden, daß sie im Würgegriff der Lobbyisten nicht anders handeln können – dem ist nämlich nicht so!